Fibromyalgie aus ärztlicher Sicht – Erfahrungsbericht von Dr. Huse

Erstellt am:24.06.2025- Zuletzt aktualisiert:23.07.2025

Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die Betroffene im Alltag stark beeinträchtigen kann. Viele Patientinnen und Patienten berichten von langjährigen Leidenswegen, zahlreichen Therapieversuchen und einer oft schwierigen Diagnosestellung. Dr. Huse, erfahrener Arzt in der Behandlung chronischer Schmerzen, schildert in diesem Bericht seine Erfahrungen aus der Praxis – mit besonderem Fokus auf die individuelle Betreuung und den Einsatz von Cannabis als Therapieoption.

Dr Daniel huse, Experte für Medizinisches Cannabis berichtet bei Fibromyalgie

Diese ExpertInnen wurden für diesen Beitrag interviewed

Dr. Daniel Huse

Facharzt für Anästhesiologie & Intensivmedizin, Spezielle Schmerztherapie, Osteopathische Medizin, Praxis Remagen
Ergänzt als ganzheitlich orientierter Schmerztherapeut Perspektiven zu Cannabis in der integrativen Schmerzbehandlung.
Zum Profil

  • Die Diagnose Fibromyalgie erfolgt oft erst nach Ausschluss anderer Erkrankungen.
  • Viele Patient:innen haben zahlreiche Medikamente mit starken Nebenwirkungen ausprobiert.
  • Therapieentscheidungen werden gemeinsam und individuell getroffen.
  • Medizinalcannabis kann Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern.
  • Wichtig ist die enge ärztliche Begleitung und regelmäßige Evaluation der Therapie.
  • Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist entscheidend.

Mein Name ist Dr. Daniel Huse. Wir sind hier im Ahrtal. Ist leider etwas bekannt geworden durch die Flutkatastrophe vor zwei, drei Jahren. Ich komme auch gebürtig hier aus der Region. Wenn man hier aus der Region kommt, geht man auch nicht weg. Ich hab an der Uni Bonn studiert, war da, da meine Ausbildung zum Narkosearzt und Intensivmediziner gemacht war da lange Zeit.

Und ja, 2016 wollte ich dann was anderes machen. Wollte mal weg von der Uni, von den universitären Strukturen und Schmerztherapie. Hat mich immer interessiert. Habe dann meine Ausbildung hier in Linz und Remagen gemacht. Ein größeres Krankenhaus mit einer stationären Schmerztherapie und einem großen Ambulance. Und da hab ich auch den ersten Kontakt zu Cannabinoiden bekommen. 2017 durften wir im stationären Bereich dann mit Dronabinol viele, viele Patienten versorgen.

So bin ich da dran gekommen. Und ja, da ich Narkosearzt bin, da sitzt man ja viel, muss man viel abwarten, man kann viel infiltrieren. Und was mir gefehlt hat, ist das Arbeiten mit den Händen, eine gute orthopädische Untersuchung. Und dann hab ich mich für die Osteopathie interessiert, hab da einfach mal mit angefangen und hab das dann sehr begeistert fortgesetzt.

Arbeite mittlerweile einen kompletten Tag Osteopathie, was ich meiner Meinung nach sehr, sehr gut in die sogenannte Schulmedizin integrieren lasse. Das ist eigentlich eins und ich habe ja eine kleine Kassenpraxis im Alter. Wir versorgen relativ breit viele Flutopfer, viele Patienten mit Rückenschmerzen nach Operationen an dem Osteopathie Tag arbeite ich vom Säugling bis zum über 90-jährigen, also relativ breit und ja.

Also ich habe mal eine Ausbildung in Linz gemacht und die Kollegen kamen aus dem Ruhrpott. Das ist da ein bisschen anders. Das ist nicht so von oben herab. Nicht so eine Hierarchie, sondern mal ein Patient gehört halt einfach dazu. Wir werden da auch mitunter geduzt. Macht nicht jeder, finde ich. Aber. Also kann man machen. Dann habe ich einmal einen längeren Artikel gelesen, wie die Kanadier eben mit Cannabis therapieren und was mich da sehr beeindruckt hat, dass die sich ein sehr, sehr langes Gespräch nehmen und den Patienten über verschiedene Therapieoptionen aufklären und ihm nachher sagen Ja, versuch mal und sag mir mal, was passt.

Das ist sehr, sehr gewöhnungsbedürftig, weil wir sehr hierarchisch und man muss immer das machen, was oben einer sagt. Und ich habe damit auch angefangen und habe dann eben gesehen, was das für ein Mehrwert ist, wenn man den Patienten mit einbezieht und was die so erzählen und sehe, dass man damit deutlich weiter in der Therapie kommt, wenn man den Patienten wirklich in den Fokus stellt.

Die wissen unheimlich viel über ihre Erkrankung, gerade über Schmerzerkrankungen sind, weil man ja auch viel Ablehnung und so stößt und es beeindruckend, was die sich erarbeiten, was die googlen, aber was die auch, also was die auch wirklich für rationale Zusammenhänge da eben ziehen, stoßen da relativ viel auf Ablehnung und ich bekomme so auch relativ oder ich lerne so viel.

Aber wenn der Patient sich relativ, wenn er sich öffnen kann und dann eben so seinen Schmerz beschreibt, bekomme ich sehr, sehr viele Informationen, die sonst verloren gehen. Und die sind für die Therapie unabdingbar, sonst funktioniert es nicht. Also um was schätzt du, wann der Arzt das erste Mal unterbricht? Ein Patient, wenn er reinkommt. Früher Ortmann Hausnummer in zwei Minuten zwölf Sekunden.

Also wir intervenieren ungefähr unter 20 Sekunden. Ich man zwei unter 15 Sekunden. Unterbrechen wir das erste Mal. Wann hört der Patient? Ein Patient kommt natürlich mit so einer Akte. Und wir haben Angst, dass der jetzt 20 Minuten uns die Zeit nimmt. Wann hört der Patient auf zu reden? Wenn wir den nicht unterbrechen. Okay, Ärzte. Keine 90 Sekunden. Er braucht 90 bis 1 120 Sekunden, wenn man ihn nicht unterbricht.

Danach hört auch auf. Guckt einen ganz, ganz erstaunt an, weil das kennen die nicht. Und das ist auch so und das reicht schon, wenn man den Patienten nur beim Erstkontakt aussprechen lässt und wenn man auf die Beschwerden eingeht, weil durch untersucht Bildgebung. So, das haben wir alles. Das muss man gar nicht so besprechen, weil man muss den Patienten fragen hier, wie fühlt sich das für dich an, wie ist das im Alltag?

Wie beschreibst du den Schmerz? Ist es eher prägnant, Ist es eher stichartig? Ist es ein dumpfer? Und was mich dann auch mittlerweile wirklich erschüttert, ist Die Patienten sagen Ich hab Rückenschmerzen, ich habe was haben alle festgestellt, sind Ärzte. Man sagt den Patienten Ja, dann zeig mal, wo es wehtut. Und dann zeigen die mitunter eine Etage tiefer auf das Kreuzbein und da sind dann die Schmerzen, wo man dann denkt okay, wenn ich dem Patienten nicht zuhöre, wenn ich dem noch nicht mal sage, zeig mir mal, wo es weh tut, komme ich nicht weiter.

Man muss sich da wirklich als Arzt zurücknehmen, weil man will ja immer, man will das auch schon wollen. Ja, und wenn man sich da ein bisschen zurücknimmt, merkt der Patient auch direkt Hey, da werde ich nicht abgefertigt, da hört einer wirklich zu oder hat ein Interesse und man hat dann schon eine ganz andere Basis. Und dann kann man so ein Gespräch auch relativ strukt uiert und gut führen.

Und die Patienten sind bestens informiert. Die haben natürlich wenig medizinische Fachbegriffe. Klar habe ich aber auch meine Probleme mit. Wenn man aber dann versucht, den Schmerz anders zu beschreiben, wie denn für den Patienten, das komme ich auch in der Therapie und Diagnostik deutlich weiter. Bei uns gibt es ja immer nur Arthrose, Schmerz, dieser dumpfe Schmerz, mittlerweile auch so ein Brennen und ein Schmerz, der vom Nerv ausgeht, aber so ein Muskel fast den Schmerz ist nicht existent.

Der wird auch von den Kollegen nicht wahrgenommen. Patienten immer. Hab da mal Brennnessel früher gespielt. Ja, ja, ja, ja, mein Kandidat Brennnessel Ja klar. Dann sage ich immer Tut das weh? Ja, meinst du? Ja, das ist bei uns in der. Also, wenn wir jetzt Schmerz oder so diagnostizieren, ist das Muskel Faszien System oft eben nicht Bestandteil. Und wenn der Patient mir sagt ja, das fühlt sich an wie Brennnessel, dann weiß ich auch viel eher, dass es eben aus einem anderen System kommt als jetzt.

Der Nerv. Und wenn ich da nicht zuhöre, das zeigen lasse, komme ich eben nicht weiter. Und ja, der Patient steht im Mittelpunkt, weiß relativ viel und was auch ganz wichtig ist, wenn man dem Patienten sagt so, wir machen die Therapie mit dir zusammen, ich mach Vorschläge und welchen Weg wir nachher gehen, entscheidest du. Woher soll ich wissen, was funktioniert?

Wir sind alle sehr, sehr individuell. Wir haben Unverträglichkeiten. Die Schulmedizin passt auf 90 %. Was machen wir mit den anderen zehn? Und wenn man dann sagt, so wir müssen einiges ausprobieren, da kann das und das passieren, aber du entscheidest das hat man die Patienten auf dem Boot und da auch zu diesen Cannabisextrakten. Ich habe auch mit den Tropfen angefangen, um euch ganz begeistert, dass man dann eben eine feste Dosis hat und eine Tablette presst.

Man nimmt dem Patient die Autonomie. Wenn man dem sagt, Du brauchst zwischen drei und sechs Tropfen variieren, hat er seine Autonomie und das ist so wertvoll für den Patient, weil er sich wieder selber seiner Therapie steuern kann. Heute brauche ich Sperma. Ich habe mehr gemacht. Brauchen Tropfen weniger? Heute hatte ich ein bisschen mehr Stress, einen mehr. Man gibt ihm viel, viel Verantwortung zurück und die Patienten schätzen das.

Und es geht ja auch um die. Der Patient weiß, wie der Tag gelaufen ist und ich weiß das nicht in zwei Minuten als Arzt. Also ich bin an der Uni groß geworden, an der Uni Bonn Intensivmedizin. Da probiert man wirklich alles aus. Und die ersten Patienten hatten auch noch diese komischen Kapseln. Hatte da mal einer, Da musste man aufpassen, dass die auf der Station nicht entwendet werden.

Und dann haben alle geguckt. Aber das war eben noch so keine Therapie. Und dann mit 2017, mit dem Dronabinol In der Schmerztherapie haben wir viele austherapierte Patienten gehabt, wo wir Los dann eben eingesetzt haben. Und wir versuchen alles in der Schmerztherapie und nur darum habe ich einfach mit angefangen. Also das sind Patienten, die standen wirklich mit dem Rücken an der Wand.

Hochdosist, Opiat Antiepileptika, trotzdem ein sehr hohes Schmerzniveau. Also kurz vor der lange, lange Chronifizierung keine Lebensqualität. Da wir am Anfang gedacht haben, wer weiß was passiert. Das war ja immer sehr, sehr negativ. Aufgeladen haben wir nur die haben wir die Chron ifizierten, den Patienten genommen, mussten alle nicht was passiert haben, was ganz offen mit denen besprochen. Wir hatten aber auch oft neuropathischen Schmerz, wo nichts geholfen hat und dass man dankbar für jeden Versuch.

Und dann haben wir gesehen, dass da nicht nichts passiert. Das war ziemlich verblüffend, weil wir mit Opioidinjektion Infiltration auch hier oben im Bereich sehr, sehr viele Komplikationen machen können. Und das Cannabis war komplikationsfrei. Wir haben gesehen, dass die relativ zügig schlafen, was immer gerade in der Schmerztherapie sehr wichtig ist und dann haben wir im Endeffekt alle Patienten auf orale nur orale kann ab und einen Dronabinol begonnen und im reinen THC und haben eigentlich alle unsere Patienten oder viele Patienten darauf eingestellt für Nachtschlaf und als Additive in der Therapie haben gesehen, dass wir andere Medikamente reduzieren konnten und das hatte schon 2018 19.

Festen Bestandteil oben bei uns in der Schmerztherapie. Und dann bin ich irgendwann auch auf die Extrakte um also gewechselt. Habe mir das angeguckt, hatte da am Anfang viele Nebenwirkungen vom Magen Darm Trakt auf die Öle. War am Anfang noch nicht so ausgereift und dann habe ich so den ersten Kontakt mal dazu, dass in die Extrakte immer was anderes reinkommt und die Patienten sagten das wirkt so, wirkt so und dann denkt man immer oder ich mache das meistens, wenn, dann frage ich auch, was war da los?

Kann ja eigentlich nicht sein, ist ja das gleiche. Aber wenn das immer mehr Patienten sagen, die man lange betreut, dann ist das so so und dann hat man ja dann auch mal nachgefragt, ja, würde mal irgendwas anderes rein gepresst und von der Blüte. Und dann hatten wir damals mit einer Firma, die dann immer die gleiche Blüte eingeführt hat und sind wir dann auf die Extrakte gewechselt, weil man da auch gesehen hat, dass die Kombination bei sehr, sehr vielen Patienten einen deutlichen Benefit bringt.

Und die Verträglichkeit war besser, weil es immer die gleiche Blüte ist. So, das kann ja auch nicht sein, wo man denkt hat, das ist ja alles noch viel, viel Gerede. Ich habe auch jüngere Patienten, die dann erklärt haben, ja, der große Sven Hess 22 eins wird ganz anders als die Indica 22 eins So, dann sagt man nee, das kann nicht sein das pharmakologisch, das funktioniert so nicht So dann kommt der nächste, dann kommt der nächste Patient und dann hat man einen Patient, der mit der Indica überhaupt nicht zurechtkommt mit 70 Jahren, der dann wechselt und dann hier vor mir sitzen und sagt, ich kann mein Leben führen.

Das ist ganz anders. Ich habe eine ganz andere Wirkung, wo man denkt, wie geht denn das so? Und ja, funktioniert, da ist noch mehr in der Blüte. Und das habe ich nur erfahren, weil die Patienten war es offen mit den Patienten eben angesprochen hat. Und seitdem lass ich mir von den Patienten die Wirkung eben auch gerne beschreiben und bin eben so auf die von euch gekommen, habe so ein Portfolio von 20 30 Blüten.

Warum er Blüten und warum auch immer von dieser 22 Guerilla Gläsern viele Patienten ein bisschen aktivieren und wenig Nebenwirkungen. Also ist bei mir somit die Lieblingsblüte über den Tag und das kommt aber nicht, weil ich mir dort überlegt, ob oder weil ihr, also weil ich das irgendwie gesehen hab, sondern weil der Patient, weil die Patienten mir das erzählt haben.

Worum dann? Mach mal eine Strichliste oder merk mir das. Und das passt auch bei den meisten Patienten. Aber wir haben heute ganz, ganz verschiedene Patienten, junge Patienten, die noch mitten in der Berufstätigkeit sind, die Ausfallzeiten hatten, die vor Operationen hatten, viele, viele Medikamente vorher eingenommen hatten und die jetzt mit einer reinen Cannabis Therapie arbeitsfähig sind, wieder mitten im Leben stehen, ohne Nebenwirkungen haben.

Das ist beeindruckend. Ältere Patienten, die aufgrund von Schmerzen komplett aus ihrem Alltag gerissen sind, die keine Lebensqualität mehr haben, die sich nicht mehr bewegen können. Was für mich auch sehr wichtig ist. Da haben wir mit einer niedrigsten Cannabis Therapie Opiate rausdosieren können und die können dann wieder an Mobilität teilnehmen. Die können wieder Fahrradfahren. Sehr beeindruckend finde ich auch, wenn aus einem Artikel berichtet wird, dass wenn es regnet, man wieder aufs Wasser steigt, das auch viele Ältere über 80 das reaktivieren auch die sich nicht raus trauen.

Und wenn die jetzt unter drei vier Tröpfchen Cannabisextrakt wieder mit dem Rollator an der A vorbei gehen. Das ist das schöne, an was man. Ich mache ja viel Osteopathie, da muss man Patienten auch gut beobachten und man sieht oft an den Gesichtszügen, wenn es sehr, sehr schmerzhaft ist oder wenn man sich so durchs Leben eben kämpfen muss mit einem chronischen Schmerz.

Und was immer sehr schön ist, wenn die Patienten so und man dann sieht, da ist so ein bisschen Entspannung, die schlafen bisschen besser und ich mache das immer sehr langsam mit dem Cannabis dosiert auch sehr langsam auf über ein paar Wochen. Und wenn man dann wirklich sieht, dass sie wieder zurück ins Leben finden oder wieder Lebensqualität haben, was auch ganz spannend ist.

Die Wirkung so auf das Muskelfasern System habe ich selber auch gar nicht so rausgefunden, sondern das ist mir von Physiotherapeuten und Osteopathen wiedergespiegelt worden. Die haben ein Patient gesagt Hier war das Los, du hast gar kein Beton mehr angerührt. Man kann an der Halswirbelsäule ein bisschen besser bewegen. Wir kommen mehr in die Mobilität. Und das war auch wieder so, was habe ich von von Patient mit Physiotherapeut und so zurückgespiegelt bekommen.

Dann fragt man so ein bisschen und setzt es auch mittlerweile sehr gerne bei mir fast ja und Schmerzen ein macht ja heute viel haben also was ich mir wünschen würde, dass wir eine rationale Schmerztherapie dem Patienten anbieten. Und im Vordergrund steht eben wenn wir medikamentös beginnen, dass wir den Patienten nicht schädigen, wenn wir Opioide ein dosieren mit 40 % Nebenwirkungen, Schwindel, Gangunsicherheit, Verstopfung, aber auch eine Immunsuppression, ist das immer ein hohes Nebenwirkungs potenzial.

Man braucht Opioide, nur Schmerztherapie, keine Frage, die werden nur vom Cannabis eingesetzt. Das ist meiner Meinung nicht rational. Weiterhin therapieren wir mit den coxiebenden Entzündungshemmer, die eben auch ein hohes Nebenwirkungsprofil haben, die wir natürlich auch benötigen. Aber auch das hat mehr Nebenwirkungen. Dann haben wir die Antiepileptika wie Prä Gabalin oder Gabapentin. Auch die haben natürlich einen Stellenwert in der Schmerztherapie.

Aber das ist auch wieder ein Abwägen zwischen Hauptwirkung und Nebenwirkung, gerade auch bei den Älteren. Mit den Nebenwirkungen können wir da relativ viel anrichten. Und warum nehme ich dann ein Medikament, was keine letale Dosis hat, was relativ breit wirkt und was eben nicht die Organe beeinträchtigt oder auch sonst. Das System fange damit an, gucke, was erreiche ich und fang und mache dann die anderen Medikamente eben on top, um dann eben auch weniger Nebenwirkungen zu haben.

Und von allen Schmerzmittel oder den meisten ist das Wirkung Nebenwirkungsprofil bei den Cannabinoiden Richtung Wirkung meiner Meinung nach am größten. Wo Studien fehlen, da sind wir in der Praxis halt etwas weiter. Deswegen sage ich auch, wir sollten eine rationale Schmerztherapie machen. Die muss natürlich evidenzbasiert sein, Aber dann müssen die Unis hinterherkommen, weil in der praktischen Arbeit von allen, die da beteiligt sind, vom Physiotherapeuten über Psychotherapeuten, Patient sowieso, die sagen, das funktioniert der Engländer.

Der Weg zur Diagnose – warum Zuhören so wichtig ist

Viele meiner Patientinnen und Patienten kommen mit einer langen Vorgeschichte zu mir“, berichtet Dr. Huse. „Im Fall von Herrn Lorenz Werner wurde die Diagnose Fibromyalgie erst nach mehreren Jahren gestellt, nachdem verschiedene andere Erkrankungen – wie rheumatische Beschwerden – ausgeschlossen wurden.“ Entscheidend ist für Dr. Huse das ausführliche Erstgespräch: „Das dauert sehr lange, ist aber essenziell, um wirklich zu verstehen, wie sehr die Betroffenen unter ihren Symptomen leiden. Solche Details stehen oft nicht im Arztbrief, sondern werden erst im Gespräch deutlich.“

Er betont, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten ausreden zu lassen und gezielt nachzufragen: „Nur so kann ich mir ein vollständiges Bild machen – nicht nur von den Schmerzen, sondern auch von Begleitsymptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder Schlafstörungen.“

Therapievielfalt und individuelle Wege

Die Therapie der Fibromyalgie ist komplex. Dr. Huse schildert, dass viele Betroffene bereits zahlreiche Medikamente ausprobiert haben, darunter klassische Schmerzmittel, Antidepressiva oder sogar starke Opioide. „Herr Werner hat zum Beispiel Methotrexat und Oxycodon erhalten, jedoch ohne nachhaltige Besserung – im Gegenteil, die Nebenwirkungen waren erheblich.“

Dr. Huse sieht es als seine Aufgabe, gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten neue Wege zu gehen: „Wir entscheiden in der Therapie immer zusammen. Ich mache Vorschläge, aber letztlich muss der Patient entscheiden, was für ihn funktioniert. Jeder Mensch reagiert anders – was für den einen hilfreich ist, kann beim nächsten wirkungslos sein oder Nebenwirkungen verursachen.“

Cannabis als Therapieoption – Erfahrungen und Herausforderungen

Cannabis ist in Deutschland bei bestimmten Indikationen als Therapie zugelassen. Für viele Fibromyalgie-Betroffene kann es eine Alternative sein, wenn andere Therapien versagen oder nicht vertragen werden. Im Fall von Herrn Werner wurde nach Antragstellung eine Genehmigung für medizinisches Cannabis erteilt. „Seitdem“, so Dr. Huse, „konnte Herr Werner seine Schmerzen deutlich besser kontrollieren und berichtet von einer spürbaren Verbesserung seiner Lebensqualität.“

Dr. Huse macht deutlich, dass Cannabis keine Wundermedizin ist und nicht für alle geeignet ist. Aber: „Viele Patientinnen und Patienten kommen mit Cannabis besser zurecht als mit konventionellen Medikamenten, gerade weil die Nebenwirkungen oft geringer sind. Wichtig ist mir, dass wir die Therapie eng begleiten und regelmäßig evaluieren.“

Patientenzentrierte Medizin – gemeinsam zum Ziel

Ein zentrales Anliegen von Dr. Huse ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten. „Ich nehme mir bewusst Zeit, lasse die Menschen ausreden und frage gezielt nach dem Alltag, nach den individuellen Beschwerden und Wünschen.“ Die Therapie wird gemeinsam geplant, die Patienten werden aktiv eingebunden. „Gerade bei komplexen Erkrankungen wie Fibromyalgie ist das entscheidend für den Behandlungserfolg.“

Zusammenfassung und Ausblick

Fibromyalgie bleibt eine Herausforderung – für die Betroffenen wie für das medizinische Team. Dr. Huse plädiert für mehr Offenheit gegenüber neuen Therapien und für eine stärkere Individualisierung in der Behandlung: „Jeder Mensch ist anders. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit meinen Patientinnen und Patienten einen Weg zu finden, der zu mehr Lebensqualität führt – und dabei alle Optionen auszuschöpfen, die die Medizin bietet.“

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Häufig gestellte Fragen

Patient:innen mit Fibromyalgie berichten von deutlich weniger Schmerzen, besserem Schlaf, weniger Depressivität und einer verbesserten Lebensqualität.2,4,5 Besonders bei therapieresistenten Fällen kann Medizinalcannabis eine wichtige Alternative sein.

2 Giorgi, V., Bongiovanni, S., Atzeni, F., Marotto, D., Salaffi, F., & Sarzi-Puttini, P. (2020). Adding medical cannabis to standard analgesic treatment for fibromyalgia: a prospective observational study. Clinical and experimental rheumatology, 38 Suppl 123(1), 53–59.
4 Boehnke KF, Gagnier JJ, Matallana L, Williams DA. Substituting Cannabidiol for Opioids and Pain Medications Among Individuals With Fibromyalgia: A Large Online Survey. J Pain. 2021 Nov;22(11):1418-1428. doi: 10.1016/j.jpain.2021.04.011.
5 Wang C, Erridge S, Holvey C, Coomber R, Usmani A, Sajad M, Guru R, Holden W, Rucker JJ, Platt MW, Sodergren MH. Assessment of clinical outcomes in patients with fibromyalgia: Analysis from the UK Medical Cannabis Registry. Brain Behav. 2023 Jul;13(7):e3072. doi: 10.1002/brb3.3072.

Medizinalcannabis hat oft weniger Nebenwirkungen als Opioide oder starke Antidepressiva. In einer Studie traten bei einem Drittel der Patient:innen leichte unerwünschte Ereignisse auf, wie Mundtrockenheit, Schwindel und Müdigkeit. Schwere Nebenwirkungen traten selten auf.2

2 Giorgi, V., Bongiovanni, S., Atzeni, F., Marotto, D., Salaffi, F., & Sarzi-Puttini, P. (2020). Adding medical cannabis to standard analgesic treatment for fibromyalgia: a prospective observational study. Clinical and experimental rheumatology, 38 Suppl 123(1), 53–59.

In einer Studie mit Fibromylagie-Patient:innen konnten ca. 72 % die Dosis Ihrer Schmerzmittel reduzieren oder ganz absetzen. Zudem traten unter der Therapie mit Medizinalcannabis weniger Nebenwirkungen auf als unter anderen Schmerzmitteln.4

4 Boehnke KF, Gagnier JJ, Matallana L, Williams DA. Substituting Cannabidiol for Opioids and Pain Medications Among Individuals With Fibromyalgia: A Large Online Survey. J Pain. 2021 Nov;22(11):1418-1428. doi: 10.1016/j.jpain.2021.04.011.

Medizinalcannabis ist allgemein gut verträglich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Mundtrockenheit, leichter Schwindel, und Müdigkeit.2,3,4 Die Nebenwirkungen lassen sich meist durch eine Anpassung der Dosis minimieren.

2 Giorgi, V., Bongiovanni, S., Atzeni, F., Marotto, D., Salaffi, F., & Sarzi-Puttini, P. (2020). Adding medical cannabis to standard analgesic treatment for fibromyalgia: a prospective observational study. Clinical and experimental rheumatology, 38 Suppl 123(1), 53–59.

3 Chaves, C., Bittencourt, P. C. T., & Pelegrini, A. (2020). Ingestion of a THC-Rich Cannabis Oil in People with Fibromyalgia: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Clinical Trial. Pain medicine (Malden, Mass.), 21(10), 2212–2218.

4 Boehnke KF, Gagnier JJ, Matallana L, Williams DA. Substituting Cannabidiol for Opioids and Pain Medications Among Individuals With Fibromyalgia: A Large Online Survey. J Pain. 2021 Nov;22(11):1418-1428. doi: 10.1016/j.jpain.2021.04.011.